Texttechnologie in der Universitären Lehre

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Authorship
  1. 1. Andreas Witt

    University of Bielefeld

  2. 2. Dieter Metzing

    University of Bielefeld

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Einleitung
An der Universität Bielefeld (eine deutsche Universität mit
ca.16 000 Studierenden) ist an der Fakultät für Linguistik und
Literaturwissenschaft seit wenigen Jahren der Bereich
Texttechnologie in der universitären Lehre vertreten. Die
Studienmöglichkeiten dieses Faches, die in dieser Form
einzigartig sind, sollen auf einem bilingualen Poster (Englisch
und Deutsch) erstmals auf einer wissenschaftlichen Tagung
vorgestellt werden. Wir sind davon überzeugt, dass unsere
Erfahrungen für die Fachkolleginnen und Kollegen an anderen
Instituten sehr interessant sind, da es sich um eine innovative
curriculare Umsetzung von Inhalten aus dem Bereich
Humanities Computing handelt.
Die Texttechnologie an der Universität Bielefeld beschäftigt
sich unter anderem mit Eigenschaften von Texten sowie der
Modellierung und der Strukturierung textueller Information.
Institutionell ist die Texttechnologie dem Arbeitsbereich
Computerlinguistik und damit mittelbar dem Fach Linguistik
zugeordnet. In der Forschung ist die Texttechnologie seit der
Mitte der 1990er Jahre an der Universität Bielefeld vertreten.
Zum Wintersemester 1999/2000 begann die Etablierung der
Texttechnologie in der Lehre, und zwar in Form eines
Magisternebenfachstudiengangs. Dies bedeutete, dass
Texttechnologie mit einem geisteswissenschaftlichen Hauptfach
und einem weiteren Nebenfach verbunden werden musste. Ein
vollständiges Magisterstudium dauert in der Regel 9-10
Semester. Vor ca. zwei Jahren wurden u.a. auf Grund von
Internationalisierungsbestrebungen die Magisterstudiengänge
in Bielefeld abgeschafft und die Studienmöglichkeiten auf
Bachelor- und Masterstudiengänge umgestellt. Dies ist Teil
einer generellen Entwicklung in Europa, die 1999 in der
Bologna Deklaration von 29 europäischen Ländern fest
vereinbart worden ist. Im Zuge dieses Prozesses sollen bis 2010
alle Hochschulstudiengänge auf Bachelor und Master umgestellt
worden sein. Texttechnologie kann seit dem Wintersemester 2002/2003 als
eigenes B.A. Nebenfach studiert werden. Dieses Nebenfach
kann mit unterschiedlichen B.A.-Kernfächern, z.B. Germanistik,
Anglistik, Geschichte, Sozialwissenschaften oder Philosophie
kombiniert werden. Die Lehrinhalte des Nebenfachstudiengangs
sind modular organisiert.
Nachfolgend sollen diese Module kurz beschrieben werden.
Module des Studiums
Grundlagen der Texttechnologie
Computerpropädeutikum (3 Leistungspunkte)
Einführung in die Texttechnologie (4 Leistungspunkte)
Textstruktur und Textsatz (4 Leistungspunkte)
Hypertext (4 Leistungspunkte)
Im ersten Studiensemester findet ein Computerpropädeutikum
statt, das grundlegende praktische Kenntnisse im Umgang mit
Computern vermittelt und dabei auf die Verarbeitung von
Textdaten ausgerichtet ist (Betriebs- und Dateisystem,
Texteditoren, reguläre Ausdrücke). In der Veranstaltung
Einführung in die Texttechnologie werden die Eigenschaften
elektronischer Texte und die Methoden ihrer Erstellung
behandelt. Der Begriff des elektronischen Dokuments, die
Trennung von Struktur und Layout, die Zeichencodierung sowie
Typographie werden ebenfalls angesprochen. Diese Thematiken
werden in der zweistündigen Veranstaltung Textstruktur und
Textsatz weiter vertieft. Das Seminar Hypertext behandelt u.a.
Grundlagen dieser Textsorte (von den verschiedenen
Begriffsdefinitionen und bis zur Geschichte), konkrete, d. h.
praktisch angewendete, Hypertextsysteme und textlinguistische
Themen wie z.B. Kohärenz in Hypertexten.
Formale Methoden der Linguistik
Formale Methoden I, II, III (je 3 Leistungspunkte)
Methoden aus der Mathematik, der Informatik und der Logik
werden in drei teilweise aufeinander aufbauenden Seminaren
besprochen. Zu den Methoden zählen die Mengentheorie als
Sprache zur Formulierung von Strukturen, der Umgang mit der
Hierarchie der formalen Sprachen und deren Grammatiken (der
Chomsky-Hierarchie) und die Verwendung formaler
Automaten. Des Weiteren wird in die Aussagen- und
Prädikatenlogik eingeführt. Darüber hinaus werden
Attribut-Wert-Strukturen und deren Relationen vorgestellt und
deren Operationen (vor allem die Unifikationsoperation)
eingeübt.
Programmierung für die Texttechnologie
Einführung in die Programmierung (12 Leistungspunkte)
Am Beispiel einer konkreten, jeweils aktuellen und für das
Humanities Computing relevanten Programmiersprache wird
sich in diesem Modul mit den grundlegenden, allgemeinen
Prinzipen der Programmierung auseinandergesetzt. Die
Vermittlung der programmiersprachlichen Paradigmen steht
neben dem Erlernen einer konkreten Programmiersprache (z.B.
Java, Perl, PHP oder Prolog) im Zentrum des Moduls.
Anwendungsschwerpunkt der Beispiele und der Übungen bildet
die Verarbeitung (z.T. strukturiert annotierter) Textdaten. Eine
sehr umfangreiche Programmieraufgabe muss nach Abschluss
des Seminars von Studierenden in kleinen Gruppen gelöst
werden.
Informationsstrukturierung und
Auszeichnungssprachen
Auszeichnungssprachen (4 Leistungspunkte)
Informationsstrukturierung (8 Leistungspunkte)
Die Auszeichnungssprachen (engl. Markup Languages) zählen
zu den grundlegenden Standards der Texttechnologie. In dem
Seminar Auszeichnungssprachen wird XML, aber auch SGML,
besprochen, wobei die Themen maschinelle Verarbeitung von
ausgezeichneten Dokumenten, Schemasprachen, Parser,
Transformation und Formatierung von besonderer Relevanz
sind.
In dem Seminar Informationsstrukturierung werden die dann
bekannten Auszeichnungssprachen verwendet, um
Informationen, die aus sehr unterschiedlichen Domänen
stammen, zu strukturieren. Hierbei wird den Studierenden die
Möglichkeit geboten, die Inhalte ihres Kernfachs (bei nahezu
allen Studierenden ist dies eine Geisteswissenschaft) als
allgemeine Information aufzufassen und zum Gegenstand ihrer
Informationsmodellierung werden zu lassen. Die Richtlinien
der Text Encoding Initiative werden in diesem Zusammenhang
genauer angesehen. In dem Seminar werden Kleingruppen
gebildet, die — kollektiv — bestimmte
Informationsmodellierungsaufgaben lösen und der gesamten
Gruppe präsentieren.
Wahlpflichtmodule
Neben den bisher genannten Modulen, die alle studiert werden
müssen, ist von den Studierenden noch eines von drei weiteren
Modulen zu wählen. Sie können sich entscheiden, ob sie für
ca. 3 Semester Sprachkurse (insbesondere Sprachen mit
nicht-lateinischen Schriftsystemen, wie Japanisch oder
Arabisch) besuchen möchten, ob sie sich mit Empirischen
Methoden (u.a. Statistik) oder mit den linguistischen Beschreibungsebenen (z.B. Semantik und Syntax) intensiv
beschäftigen möchten.
Studieninfrastruktur und weitere
Studienmöglichkeiten
Die Mehrzahl der Seminare enthält sehr praxisnah ausgerichtete
Lehrkomponenten. An der Fakultät für Linguistik und
Literaturwissenschaft ist in engem Zusammenhang mit dem
Aufbau des Studiengangs eine Infrastruktur errichtet worden,
die eine derartige praxisnahe Ausbildung ermöglicht. So stehen
zwei Multimediaseminarräume (mit 40 und mit 80
Arbeitsplätzen an 20 bzw. 40 Rechnern, einem didaktischen
Netz, einem Intranet und selbstverständlich mit
Internetanbindung), Rechnerarbeitsplätze für das Selbststudium,
sowie Arbeitsplätze im Hochschulrechenzentrum zur
Verfügung. Erst durch diese Infrastruktur wurde es möglich,
die Praxisnähe auch bei der derzeitigen durchschnittlichen
Seminargröße von 60 bis 80 Personen sicherzustellen.
Neben dem B.A.-Nebenfachstudiengang ist es auch möglich,
Texttechnologie als so genanntes Profil im B.A. Studiengang
Linguistik zu studieren. Darüber hinaus wird an der Universität
Bielefeld der M.A.-Studiengang "Interdisziplinäre
Medienwissenschaft" angeboten, der fakultätsübergreifend
verankert ist. Dieser modular organisierte Masterstudiengang,
der auch texttechnologisches Modul beinhaltet, stellt eine von
mehreren weiterführenden Studienmöglichkeiten dar, die von
den Absolventen des Texttechnologiebachelorstudiengangs
gewählt werden können. Es ist natürlich auch möglich nach
dem B.A.-Abschluss einen Beruf zu ergreifen. Da sich
insbesondere auch die klassischen Berufsfelder für
Geisteswissenschaftler/innen (z. B. in den Verlagen oder im
Bereich Journalismus) durch den massiven Einzug der
Informationstechnologie in den vergangenen Jahren sehr stark
verändert haben, sind die Absolventen der Texttechnologie
auch für diese (bei den Studierenden der Geisteswissenschaften
besonders beliebten Berufe) sehr gut vorbereitet. Es existieren
zwar bisher keine Verbleibestatistiken der Studierenden, erste
Erfahrungen zeigen aber, dass das Nebenfach Texttechnologie
den Studierenden tatsächlich das berufsrelevante Wissen
vermittelt, das sich viele Firmen von Absolventen
geisteswissenschafter Studiengänge wünschen.

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Conference Info

In review

ACH/ALLC / ACH/ICCH / ALLC/EADH - 2005

Hosted at University of Victoria

Victoria, British Columbia, Canada

June 15, 2005 - June 18, 2005

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Affiliations need to be double checked.

Conference website: http://web.archive.org/web/20071215042001/http://web.uvic.ca/hrd/achallc2005/

Series: ACH/ICCH (25), ALLC/EADH (32), ACH/ALLC (17)

Organizers: ACH, ALLC

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