Max Weber Stiftung
Welche Spielräume eröffnen sich den einzelnen geisteswissenschaftlichen Disziplinen, wenn sie ihre Daten für die Forschung digital verfügbar machen möchten? Sollten sie auf möglichst weitgehenden Standards basieren, oder sollten sie vor allem die spezifischen Methoden, Zugänge und Sprachen in den jeweiligen Fächern widerspiegeln?
Der Reichtum der Sozial- und Geisteswissenschaften (SSH) besteht darin, dass sie eine Vielzahl von Disziplinen und Sprachen umfassen. Die daraus resultierende Spezialisierung ermöglicht es, eine immense Bandbreite von SSH-Themen mit unterschiedlichen Methoden und aus unterschiedlichen Perspektiven zu untersuchen. Allerdings führt dies zu einer Fragmentierung in einzelne Disziplinen und Bereiche, die einen inter- und transdisziplinären Austausch erschwert und somit einer vollen Ausschöpfung des Potenzials der SSH-Forschung im Weg steht. Wie geht man also mit der Varianz der Ansätze in den Geisteswissenschaften um, wenn man Daten sichtbar machen will? Konzeptionell gibt es eine Fülle von transdisziplinären Kooperationen, doch bedarf es hier einer Möglichkeit, die anfallenden Forschungsdaten für diese übergreifenden Ansätze aufzubereiten und nutzbar zu machen.
TRIPLE (Targeting Researchers through Innovative Practices and multiLingual Exploration), die europäische Discovery-Plattform, setzt an dieser Leerstelle an. Bei der Zusammenführung der Daten setzt sie auf fachspezifische und multilinguale Vielfalt einerseits und ermöglicht als Meta-Suche andererseits Forschenden, über Fach- und Sprachgrenzen hinweg sowohl Daten, aber auch andere WissenschaftlerInnen und Projekte im europäische Forschungsraum zu identifizieren und die in diesen Projektkontexten angefallenen Daten nachzunutzen und weiterzuverwenden. Der Service basiert auf der von Huma-Num entwickelten Suchmaschine Isidore, die bereits Daten von Forscherteams, Dokumentationszentren und Bibliotheken enthält. Er wird im Zuge des Projektes TRIPLE fortentwickelt und erweitert um Daten aus zahlreichen Bibliothekskatalogen, Repositorien, Archiven etc. Dabei werden unter anderem die Daten aus Forschungsprojekten der Max Weber Stiftung in das Discovery-System eingespeist wie beispielsweise Schatullrechnungen Friedrichs des Großen und Korrespondenzen zwischen Henri Fatin-Latour und Otto Scholderer (Arnoux, Gaehtgens, Tempelaere-Panzani 2014) oder der Constance de Salm, die bereits auf der Plattform perspectivia.net Open Access bereitgestellt werden. Um dies möglich zu machen, werden die Daten angereichert und standardisiert. Das Vokabular wird auf Basis von mulitlingualen Thesauri erweitert werden. Semantische Auszeichnung soll auf Basis der RAMEAU (für Französisch), LCSH (für Englisch), Spanish Biblioteca Nationale Espana und der Deutschen National Bibliothek (für Deutsch) basieren. Außerdem wird mit
named-entity-recognition-tools (NERD) gearbeitet, um ein
discovery-tool für Citizen Sciences (wie
Wikidata) zu ermöglichen. Um eine Verbindung zur europäischen Open
Science Cloud herzustellen, setzt TRIPLE auf FAIRe Daten
(Findable,
Accessible,
Interopable,
Reusable). Der Service soll SSH-Resourcen mehrsprachig zur Verfügung stellen. Derzeit sind neun Sprachen geplant. Nutzerinnen und Nutzer werden sich auf der Plattform ein Profil anlegen, nach unterschiedlichen Kriterien suchen, Suchen speichern und ausgeben lassen können.
Im weiteren Diensteportfolio sind Tools für die Visualisierung und Annotation von Daten sowie für Crowdfunding von Projekten und einem soziales Netzwerk mit Empfehlungssystem geplant, dass es NutzerInnen ermöglicht, die Daten und Literatur zu kommentieren und zu bewerten und sich zu vernetzen. Ziel ist es, WissenschaftlerInnen, BürgerInnen und Wirtschaftsorganisationen den Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen, Daten, Datenverarbeitungsplattformen und Datenverarbeitungsdiensten im Sinne von Open Science deutlich zu erleichtern.
Das Projekt wird im Rahmen der Horizon 2020 Förderlinie von der
Europäischen Kommission gefördert seit Oktober 2019 gefördert und
läuft über 42 Monate. 18 europäische Partner aus zwölf Ländern
(Universitäten, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen und
Infrastruktureinrichtungen, europäische Infrastrukturen, kommerzielle
Verlage) sind an der Entwicklung der Plattform und Einspeisung der
Daten beteiligt (u. a. Huma-Num, University of Aberdeen, Institute of
Literary Research of the Polish Academy of Sciences, Max Weber
Stiftung – Deutsche Geisteswissenschaftliche Institute im Ausland,
Dariah-EU, CESSDA (ERIC), CLARIN (ERIC), Net7, Open Knowledge
Maps). Derzeit werden über Umfragen die Bedürfnisse von
WissenschaftlerInnen eruiert, um den Dienst möglichst nutzer- und
bedarfsgerecht zu gestalten.
Abbildung 1: TRIPLE
TRIPLE wird als Dienst der Forschungsinfrastruktur OPERAS
(open scholarly communication in the european research area for social sciences and humanities) entwickelt. OPERAS baut Dienste auf, die einen transnationalen Zugang zu Publikationsservices ermöglichen, die auf der Annahme gemeinsamer Normen, der Interoperabilität zwischen Verlagsdiensten und der Anbindung an den europäischer Clouddienst EOSC basieren. So soll WissenschaftlerInnen im Bereich SSH der Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen, Daten, Datenverarbeitungsplattformen und Dienstleistungen für die Datenverarbeitung wesentlich erleichtert werden.
Bibliographie
Arnoux, Mathilde / Gaehtgens, Thomas W. /
Tempelaere-Panzani, Anne (eds.) (2014): Correspondance entre Henri Fantin-Latour et Otto Scholderer (1858-1902), Centre allemand d’histoire de l’art, http://quellen-perspectivia.net/fantin-scholderer [letzter Zugriff 27.09.2019].
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Hosted at Universität Paderborn
Paderborn, Germany
March 2, 2020 - March 6, 2020
130 works by 319 authors indexed
Conference website: https://zenodo.org/record/3666690
Contributors: Patrick Helling, Harald Lordick, R. Borges, & Scott Weingart.
Series: DHd (7)
Organizers: DHd