Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO)
Das Projekt Virtuelles Archiv „Sachsen und das östliche Europa“ – Erschließung arkaner Quellen für die Osteuropaforschung beschäftigt sich mit der Digitalisierung und Erschließung zweier spezieller Quellengattungen, Dia-Kleinbild und Film. Dabei ist es Teil des sächsischen Verbundprojektes „Virtuelle Archive für die geisteswissenschaftliche Forschung“ welches sich dem Thema digitaler Archive von unterschiedlichen Standpunkten aus annähert. Ziel des Projektes am Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO) ist es, die Sammlungen für die Forschung zugänglich zu machen und die erarbeiteten Workflows in einem Best-Practice Leitfaden zu dokumentieren. Anhand der zwei sehr unterschiedlichen Quellengattungen sollen Fragen zur Nutzung geeigneter Metadatenstandards, Möglichkeiten der Präsentation der Quellen, Eignung digitale Methoden zur Beantwortung von Forschungsfragen, sowie zur Schaffung nachhaltiger Strukturen für ähnliche Projekte beantwortet werden. Die Ergebnisse und erarbeiteten Workflows sollen auf dem Poster präsentiert und zur Diskussion gestellt werden.
Im Projekt wird die Dia-Sammlung aus dem Nachlass des
Prähistorikers und Archäologen Joachim Herrmann digitalisiert und
erschlossen. Auf Basis einer bereits im Projekt erstellten Übersicht
über den Bestand von ca. 5400 Dias werden die Digitalisate mit
Metadaten versehen. Die Auswahl geeigneter Standards stellte sich
allerdings als nicht trivial heraus. Die Vielzahl an Standards, die
Abhängigkeit von der genutzten Software und den darin unterstützten
Standards sowie begrenzte Nutzungsrechte für die Sammlung erschwerten
diese. Als Anhaltspunkt für die Digitalisierung wurden die
DFG-Praxisregeln „Digitalisierung“ (Deutsche Forschungsgemeinschaft
2016) herangezogen sowie weitere Checklisten (u.a. Wendel und
ETH-Bibliothek). Hinsichtlich der Nutzung von Normdaten konnte sich im
Verbundprojekt auf die GND Daten zu Personen und Orten geeinigt
werden, mit dem Ziel die Teilprojekte über diese Normdaten mithilfe
des Beacon Service miteinander zu
verknüpfen. Bei den Dias wurden vor allem Normdaten zu Geografika und
speziellen Kulturerbestätten verwendet, da es sich vorwiegend um
Fotografien von Ausgrabungsstätten handelt. Um die Wahl einer
geeigneten Software zur Präsentation der Digitalisate flexibel zu
bleiben, wurden die Metadaten bisher nur in .csv Dateien und als
IPTC,
EXIF und XMP Daten direkt im Bild abgespeichert. Die im Bild enthaltenen Metadaten können so später direkt ausgelesen, weiterverarbeitet und bei Bedarf in andere Formate übertragen werden. Die Digitalisierung der Dias ermöglicht die Zugänglichmachung der Fotografien für Forscher, die letztendlich die Relevanz dieser Sammlung erst bewerten können. Dafür ist es weiterhin notwendig die Digitalisate mit weiteren Metadaten anzureichern. Zwar gibt es auf einem Großteil der Diarahmen Beschriftungen zur jeweiligen Abbildung, diese müssten jedoch noch mit aussagekräftigen Schlagworten ergänzt werden. Eine Idee dafür ist die Einbindung der Diasammlung in die Lehre und die Erarbeitung eines Thesaurus zur Verschlagwortung in einem Seminar. Außerdem sollen über die Orte/Geografika weitere Daten durch Abfrage von Wikidata zu den Dias ergänzt werden um diese beispielsweise auf einer Karte anzeigen zu lassen.
Abbildung 1: Ein Diakasten aus dem Nachlass von Joachim Herrmann
Abbildung 2: Metadaten zu den Dias und zugehöriges Mapping auf IPTC Datenfelder
Eine zweite Sammlung, etwa 500 gesammelte DVDs mit Dokumentar-, Animations-, und Spielfilmen aus dem östlichen Europa, darunter bisher unveröffentlichte Einreichungen zu Filmfestivals, hat der Filmwissenschaftler Hans-Joachim Schlegel hinterlassen. Die Filme werden nach RDA erfasst und sollen über den eigenen Bibliothekskatalog zugänglich gemacht werden. RDA basiert auf dem Datenmodell FRBR für bibliographische Metadaten und nutzt verschiedene Entitäten, beispielsweise Personen, Werk, Manifestation oder Exemplar, bei der Titelaufnahme. Wie schon bei der Dia-Sammlung spielen auch bei dieser Sammlung die GND Daten zu den an einem Film beteiligten Personen eine große Rolle. Diese können vor allem später zur weiteren Analyse der Filme hilfreich sein um bspw. Netzwerke osteuropäischer Filmschaffender zu untersuchen. Mit Hilfe von OpenRefine konnten bereits für ca. ¼ der Filmschaffenden GND Daten gesucht und vorhandene Daten zugeordnet werden.
Abbildung 3: Nutzung von OpenRefine für die Zuordnung von GND Daten zu Filmschaffenden
Anhand dieses Pilotprojektes sollen am Institut Erfahrungen zur Bearbeitung unterschiedlicher wissenschaftlichen Sammlungen gesammelt werden um daraus eine Strategie für das Institut und seine bisher unbearbeiteten Nachlässe zu erarbeiten. Die Ergebnisse dieses Projektes, dabei aufgetretene Schwierigkeiten, sowie die erarbeiteten Workflows sollen auf dem Poster dargestellt werden.
https://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:BEACON
IPTC-IIM-Standard, Information Interchange Model(IIM) das vom International Press Telecommunications Council (IPTC) zusammen mit der Newspaper Association of America (NAA) entwickelt wurde
Exchangeable Image File Format – Metadatenstandard für das Speichern von hauptsächlich technischen Metadaten in digitalen Bildern
Extensible Metadata Platform – Standard um Metadaten in digitale Medien einzubetten
Durch den Einsatz der Wissensdatenbank Wikidata können weitere frei verfügbare Informationen abgefragt und für die Anreicherung der eigenen Daten genutzt werden
Ressource Description and Access – ein bibliothekarisches Regelwerk zur Katalogisierung von Veröffentlichungen
Functional requirements for bibliographic records Datenmodell welches auf dem Entity-Relationship-Modell basiert
https://openrefine.org/
Bibliographie
Deutsche Forschungsgemeinschaft (2016): DFG-Praxisregeln „Digitalisierung“ [12/16]:
https://www.dfg.de/formulare/12_151/12_151_de.pdf [letzter Zugriff 16.12.2019]
ETH-Bibliothek DigiCenter (2016): Best Practices Digitalisierung, Version 1.1:
https://www.library.ethz.ch/de/ms/DigiCenter/Best-Practices-Digitalisierung [letzter Zugriff 16.12.2019]
Wendel, Klaus (2013): „Checkliste“ zur Bewertung von Angeboten zur Digitalisierung von Kulturgut, Version 1.1:
https://www.digis-berlin.de/wp-content/uploads/2016/07/Checkliste_Digitalisierung_v1.1.pdf [letzter Zugriff 16.12.2019]
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Paderborn, Germany
March 2, 2020 - March 6, 2020
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Contributors: Patrick Helling, Harald Lordick, R. Borges, & Scott Weingart.
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