Schlüsseldokumente zur deutsch-jüdischen Geschichte: Eine digitale Edition des Instituts für die Geschichte der deutschen Juden

poster / demo / art installation
Authorship
  1. 1. Daniel Burckhardt

    Institut für die Geschichte der deutschen Juden (IGdJ)

  2. 2. Anna Menny

    Institut für die Geschichte der deutschen Juden (IGdJ)

Work text
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Die vom Institut für die Geschichte der deutschen Juden (IGdJ) erstellte, seit Juli 2015 von der DFG geförderte und seit September 2016 frei zugängliche zweisprachige (deutsch/englisch) Online-Quellenedition „Hamburger Schlüsseldokumente zur deutsch-jüdischen Geschichte“ (
http://juedische-geschichte-online.net/) wirft am Beispiel von derzeit etwa 75 ausgewählten Quellen thematische Schlaglichter auf zentrale Aspekte der deutsch-jüdischen Geschichte Hamburgs.

Mit der Auswahl und Digitalisierung von Text-, Bild-, Ton- und Sachquellen, die exemplarisch Einblick in historische Zusammenhänge und Ereignisse von der frühen Neuzeit bis in die Gegenwart bieten – den sog. Schlüsseldokumenten – führt sie das aufgrund von Vertreibung und Migration verstreute jüdische Erbe der Stadt digital wieder zusammen und trägt zu seiner langfristigen Sicherung für zukünftige Generationen bei. Ziel ist dabei, das Digitale nicht nur als ein weiteres Medium zu begreifen, sondern als einen Werkzeugkasten, mit dem das Material auf unterschiedlichen Ebenen bearbeitet werden kann. Zum einen führt die Digitalisierung selbst zur besseren Zugänglichkeit und nachhaltigen Sicherung, zum anderen erlauben die technische Auszeichnung nach TEI und Verknüpfung der bereitgestellten Materialien die Auswertung bislang nicht systematisch erfasster Informationen. Und schließlich bietet eine digitale Publikationsumgebung die Möglichkeit, neben Textquellen Bild-, Ton- und Videodokumente (sowie zukünftig 3D-Repräsentationen von Objekten) einzubinden und damit in den Geschichtswissenschaften bislang eher stiefmütterlich behandelte Quellengattungen verstärkt in den Blick zu nehmen.
Von diesen Überlegungen ausgehend, bilden die digitalisierten und technisch aufbereiteten Quellen konsequenterweise den Dreh- und Angelpunkt der Edition, die zugleich so strukturiert ist, dass sie hypertextuell angelegt und modular aufgebaut ist. Dass die Auseinandersetzung über konkrete Deutungen und Einordnungen am Beispiel konkreter Dokumente erfolgt und diese zugleich neuartig aufbereitet präsentiert werden, erlaubt ihre Fruchtbarmachung für neue Fragestellungen und kann Impulse für die deutsch-jüdische Geschichte geben. Alle Quellen werden als Transkript und digitales Faksimile bereitgestellt. Sowohl Quellen als auch Interpretationstexte werden nach TEI P5 gemäß dem Basisformat des Deutschen Textarchivs ausgezeichnet (Haaf et al 2015). Dies erlaubt neben der Auszeichnung der grundlegende Textstruktur die Verknüpfung mit Normdaten (Personen, Institutionen, Orte) sowie eine interne Verlinkungen mit weiteren Quellen, um so den Texten eine zweite Informationsebene einzuschreiben. Zugleich werden alle bereitgestellten Materialien mit einer DOI versehen, die die langfristige Referenzierbarkeit sicherstellt und die Bearbeitungshistorie transparent werden lässt.
Da die Digitalisierung und Online-Stellung von Quellen jedoch auch immer ein Herauslösen aus dem Überlieferungszusammenhang bedeutet und damit mit einer Entkontextualisierung und Entmaterialiserung verbunden ist, wird bei dieser Edition Wert darauf gelegt, neben der Bereitstellung der digitalisierten Quelle, diese durch begleitende Interpretations- und Hintergrundtexte verstärkt in ihre historischen Kontexte einzubetten und zusätzliche Informationen zur Überlieferung, Rezeptionsgeschichte und zu wissenschaftlichen Kontroversen bereitzustellen.
Indem für die Digitalisierung, Textauszeichnung und Metadatenerschließung auf existierende Standardformate digitaler Editionen und der Langfristarchivierung wie MODS (Katalogdaten), METS (Digitalisate), TEI (Textauszeichnung der Transkriptionen und Übersetzungen), DOI (persistente Adressierung) sowie GND-Beacon-Dateien zurückgegriffen wird und bestehende Werkzeuge (Oxygen XML Editor) und technische Infrastrukturen (MyCoRe, Zotero) nachgenutzt werden, zugleich aber die Nutzerfreundlichkeit und Bedienbarkeit im Vordergrund steht, wurde eine innovative digitale Quellenedition zur jüdischen Geschichte Hamburgs geschaffen, die das Digitale als eine Möglichkeit ansieht, analoge Quelle neuartig zu präsentieren und mit weiteren (Informations-)schichten anzureichern und damit neue Impulse für die Forschung zu geben. Der Quellcode der Webanwendung ist für andere Projekte frei nachnutzbar (https://github.com/burki/jewish-history-online).
Neben der Auswahl und Aufbereitung des ausgewählten heterogenen Quellenmaterials zeichnet sich das Angebot durch umfassende Recherchemöglichkeiten (Karte, Zeitstrahl, Themen) sowie eine attraktive Präsentationsform aus. Auf diese Weise werden digitale Edierungstechniken für Quellen zur jüdischen Geschichte erprobt und einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Die systematische Auszeichnung von Personen, Organisationen und Orte mit Normdaten ermöglicht die bidirektionale Verknüpfung der Edition mit externen Angeboten. So können ergänzende Informationen aus Linked Data Services wie denen der DNB und von Getty automatisiert ergänzt werden. Umgekehrt ermöglicht die Generierung von eigenen GND-Beacon-Listen externen Anbietern eine einfache Verknüpfung ihrer Angebote mit den entsprechenden Inhalten im Quellenportal.
Unser Poster zeigt die zentralen Eigenschaften der Online-Edition und hilft, den konzeptionellen Rahmen sowie die technische Umsetzung zu verstehen. Es illustriert die Verknüpfung zwischen TEI-Kodierung der Dokumente sowie ihrer Präsentation und Navigation. Es soll damit den konzeptionellen Grundgedanken des Projektes veranschaulichen, das Digitale mit seinen Möglichkeiten ernst zu nehmen, jedoch nicht in Konkurrenz, sondern in Ergänzung zum Analogen.

Bibliographie

Haaf, Susanne / Geyken, Alexander / Wiegand, Frank (2015): "The DTA 'Base Format': A TEI Subset for the Compilation of a Large Reference Corpus of Printed Text from Multiple Sources", in: Journal of the Text Encoding Initiative 8, December 2014 - December 2015, http://journals.openedition.org/jtei/1114 [letzter Zugriff 10. Januar 2018].

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In review

DHd - 2018
"Kritik der digitalen vernunft"

Cologne, Germany

Feb. 26, 2018 - March 2, 2018

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Conference website: https://dhd2018.uni-koeln.de/

Contributors: Patrick Helling, Harald Lordick, R. Borges, & Scott Weingart.

Series: DHd (5)

Organizers: DHd