Bach-Archiv Leipzig
Bach-Archiv Leipzig
Beethoven-Haus Bonn
Mozarteum, Mozart-Institut, Digitale Mozart-Edition, Salzburg
Staatsbibliothek zu Berlin, KoFIM-Projekt, Berlin
Universitaet Innsbruck, Institut fuer Germanistik, Innsbruck
Universitaet Erlangen-Nuernberg, Institut fuer Informatik, Erlangen
Carl-Maria-von-Weber-Gesamtausgabe, Detmold
Uppsala Universitet, Department of Musicology, Dueben Collection Database Uppsala
Saechsische Landesbibliothek - Staats- und Universitaetsbibliothek Dresden, Musiksammlung, Dresden
Deutsche Nationalbibliothek, Papierhistorische Sammlungen, Leipzig
Privatier, Nuernberg (common science)
Bach-Archiv Leipzig
Mozarteum, Mozart-Institut, Digitale Mozart-Edition, Salzburg
Bach-Archiv Leipzig
Universitaet Leipzig, Rechenzentrum, Leipzig
Bach-Archiv Leipzig
Fragen/Probleme für die Zukunft von Datenbanken musikalischer Quellen
Die Entwicklung digitaler Medien und die daraus resultierenden Chancen für eine Weiterentwicklung computergestützter Verfahren zeitigt weitreichende Folgen auch für die musikwissenschaftliche Grundlagenforschung. Die philologisch arbeitenden Disziplinen profitieren ungemein von den Digitalisierungsvorhaben in Bibliotheken oder haben selbst an solchen Vorhaben ihren Anteil. Und sie haben starke gemeinsame Interessen: Neben Tools zur digitalen Edition sind dies vor allem Schreiber-Erkennung, Papier- und Wasserzeichenforschung sowie Provenienzrecherchen. Das Interesse, über Standards zu diskutieren und die Grundlagen für gemeinsame digitale Standards weiterzuentwickeln ist bei Editionsvorhaben genauso vorhanden wie bei Bibliotheken. Derzeit bereits gegebene Vernetzungsmöglichkeiten werden genutzt und sollten weiter ausgebaut werden; ein Beispiel dafür ist eine übergeordnete Forschungsinfrastruktur, wie sie etwa in Bezug auf Papierforschung das Wasserzeichen-Informationssystem und die Papierhistorischen Sammlungen der DNB zur Verfügung stellen.
Darüber hinaus werden in vielen musikwissenschaftlichen Forschungseinrichtungen seit Jahrzehnten Daten zu Komponisten und ihren Werken zusammengetragen, seit etwa 2000 erfolgt dies im deutschsprachigen Raum auch per Datenbanken. Vernetzungen dieser Daten sind dabei aber bislang die Ausnahme. Ein Austausch könnte also auch auf dieser Ebene intensiviert werden.
Ein weiterer Aspekt betrifft die in den letzten Jahren entwickelten Methoden der Auswertung strukturierter Daten. Auch wenn sie im Bereich der Musikwissenschaft quantitativ wohl noch nicht unter den Begriff „Big Data“ fallen, so stellen diese Daten einen Fundus dar, welcher mit Hilfe vieler, in verschiedenen Projekten unter dem Label Digital Humanities laufender Methoden einer Auswertung harrt. Voraussetzung dafür wäre allerdings eine stärkere Vernetzung.
In der Bach-Forschung sind engmaschige Untersuchungen zur Überlieferung jedes einzelnen Musikwerks seit langem ein essentieller Bestandteil, denn viele Werke J. S. Bachs sind weder autograph überliefert noch genau zu datieren. Dies hat zur Folge, dass ein großer Teil der Untersuchungen von Bach-Quellen Handschriften des gesamten 18. und frühen 19. Jahrhunderts betreffen müssen. Sie stammen von oft unbekannten Schreibern mit unklarer Provenienz. Ihren Bezug zu verschollenen originalen Quellen zu ermitteln, ist damit seit den 1950er Jahren – angestoßen und betrieben durch die Arbeit an der Neuen Bach-Ausgabe – ein essentieller Bestandteil der Bach-Forschung. Diese hat sich so auf einigen Feldern zu einem Vorreiter in der paläographisch und philologisch orientierten Quellenforschung entwickelt. Die entsprechenden Erkenntnisse wurden in den Kritischen Berichten dieser Gesamtausgabe ausgewertet; mit Blick auf die gesamte Bach-Familie darüber hinaus in gedruckten Katalogen über einzelne Quellenbestände, vor allem in den Leipziger Beiträgen zur Bach-Forschung: Brüsseler Bibliotheken (1997), Singakademie zu Berlin (2005), Wien und ‚Alt-Österreich‘ (2011). Sowohl das Wissen als auch die Methoden wurden im Laufe der vergangenen Jahrzehnte ebenfalls für Forschungen zu anderen Komponisten nachgenutzt. Durch diese Impulse konnten wiederum auch für die Bach-Überlieferung Erkenntnisse gewonnen werden. So haben beispielsweise durch die Recherchen zu Berliner Überlieferungskreisen, namentlich der Singakademie, gerade auch die Gesamtausgaben zu den Söhnen Bachs sehr profitiert.
Um die Fülle der auf viele Kritische Berichte und andere Publikationen verteilten
Forschungsergebnisse strukturiert recherchierbar zu machen, wurde 1999 in
Göttingen am dortigen Johann Sebastian Bach-Institut die Bach-Quellen-Datenbank
erstellt (seit 2001 als bach.gwdg.de
online, Blanken 2002), die 2010 in das Portal Bach digital integriert wurde, das
nunmehr nicht allein Informationen zu den Werken und ihren Quellen bietet,
sondern auch hochauflösende Digitalisate der Handschriften selbst. Seit einigen
Jahren werden sukzessive auch Daten / Digitalisate zu den Werken weiterer
Komponisten der Bach-Familie berücksichtigt (Alt-Bachisches Archiv, Carl Philipp
Emanuel, Wilhelm Friedemann und Johann Christoph Friedrich Bach), so dass
bach-digital.de mittlerweile eine Datenbank zur gesamten Bach-Familie ist, mit
derzeit knapp 7800 Quellen-, 3500 Werk-Datensätzen sowie 1750 Digitalisaten.
Durch die Zusammenschau von Quellen und die Möglichkeit des strukturierten
Zugriffs auf die hierzu gehörenden Informationen wird eine immer neue
Beschäftigung mit den Werken der Bach-Familie herausgefordert.
Bach digital versteht sich dabei als ein Work in Progress, das es täglich
weiterzuentwickeln und mit neuen Inhalten zu befüllen gilt. Dafür werden
Anregungen von Nutzern und auch die aktive Mitarbeit einzelner externer
registrierter Nutzer in Anspruch genommen. Die Zugriffsstatistik zeigt, dass
Bach digital auch international sehr gut angenommen wird. Derzeit wird daher
mittels mehrsprachiger Datenvorhaltung (Teilübersetzungen in Englisch, Japanisch
und Französisch) gerade die internationale Ausrichtung gestärkt. Über die
Bestände der drei derzeitigen Kooperationspartner Bach-Archiv Leipzig,
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Sächsische
Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden und das
Rechenzentrum der Universität Leipzig hinaus ist es nun das Ziel, die Zahl der
Bibliothekspartner zu erhöhen, um den Zugang zu den weltweit verstreuten Quellen
zu erleichtern. Neben etlichen kleineren Sammlungen in Deutschland sind dies u.
a. auch die British Library und die Library of Congress, die zugesagt haben,
digitalisierte Bach-Quellen über Bach digital zur allgemeinen Verfügung zu
stellen.
Die seit 16 Jahren ununterbrochene und tägliche Arbeit an einer open
source-basierten Datenbank (Blanken et al. 2015) und ihre technische wie
inhaltliche Weiterentwicklung sind nun an einem Punkt, da richtungweisende
Entscheidungen zum Ausbau, aber auch zur Vernetzung mit anderen Projekten
anstehen. Der Grundbestand der Daten von bach-digital.de ist jederzeit für
andere Projekte nachnutzbar. Diese ganz oder teilweise erfolgende Überführung
von Daten in andere Datenbanken hat Konsequenzen, über die grundsätzlich zu
sprechen ist.
Hier nun sollen Erfahrungen, Perspektiven und Wünsche anderer und eventuell vergleichbarer Datenbanken oder Digitalisierungsprojekte einbezogen werden.
Fragen / Probleme für die Zukunft von Datenbanken musikalischer
Quellen
Inhaltliche Fragestellungen
Potential von Provenienz-Recherchen
Ausschöpfung des Potenzials der Gemeinsamen Normdatei (GND) für die
Provenienz-Forschung (Dokumentation historischer Musiksammlungen, Digitalisierung von Besitz- oder Auktionskatalogen, Geo-Referenzierung etc.
Vernetzung mit anderen Projekten, externe Nutzung dieser Daten)
Schreiberforschung
Entwicklung von Standards für Schreiber-Nomenklaturen (Leitfragen: Wie sollten Beispiel-Sammlungen von Schriftproben strukturiert sein? Wie lassen sich gemeinsame Schreiber-Portale aufbauen?)
Vernetzung von bereits vorhandenen Schriftproben-Datenbanken
Automatische Schreiberhanderkennung (Leitfragen: Wo stehen wir in der Musikpaläographie? Was lässt sich von außermusikalischen Projekten lernen? Gibt es überhaupt Bedarf, wissenschaftliche Anstrengungen zu einer automatischen Schreibererkennung mithilfe der Informatik zu unternehmen?)
Wasserzeichen/Papier-Forschung
Gemeinsamer sukzessiver Ausbau von Wasserzeichen-Recherche-Portalen:
Wasserzeichen-Informationssystem (WZIS), Bernstein / Memory of Paper
(WZ-Pause versus Aufnahmen mit moderner Kameratechnik, z. B. mittels
Thermographie)
Technische Fragestellungen
Vernetzung
Nutzerfreundliche Anbindung externer Angebote mit zusätzlichen Informationen (Crosslinking) durch den breiten Einsatz von Normdaten und dem BEACON-Format
Austauschformate
Bereitstellung von Forschungsdaten in standardisierten und etablierten Formaten zur einfachen Weiterverwendung und automatisierten Auswertung
Verwendung freier Lizenzen für wissenschaftskonforme Nachnutzung (Prinzipien guter wissenschaftlicher Praxis)
Notenincipits und Libretti
Nutzen und Potenzial von TEI und MEI in Musiker-Datenbanken
Tabellen oder Ontologien?
Datenmodelierung zwischen Standardisierung und individuellen sowie praktischen Bedürfnissen
Dokumentation und Lizenzen
Offenlegung von Struktur und Inhalt zur langfristigen Verfügbarmachung
Wissenschaftskommunikation
Stringenter Ausbau einer Common Science-Plattform; Installierung eines Redaktionsteams
Nutzerfreundliche Weiterentwicklung von bisher primär wissenschaftlich
orientierten Plattformen, Öffentlichkeitswirksamkeit (unter Einbeziehung
weiterer digitaler Medien: Audio / Video / Editionen)
Datenqualität
RISM-OPAC (Chancen und Probleme bei Datenübernahmen aus Komponisten-basierten Datenbanken)
Konsistenz von Daten (innerhalb eines Projekts und projektübergreifend)
Identifizierung und Auffindbarkeit durch Verwendung von Normdaten
Bibliographie
Betz, Florian (2016): "Papiermacher und
Papiermühlen in der Gemeinsamen Normdatei (GND). Das Normdaten-Projekt
'Papiermacherkatalog' des Deutschen Buch- und Schriftmuseums der Deutschen
Nationalbibliothek", in: Eckhardt, Wolfgang / Neumann, Julia / Schwinger,
Tobias / Staub, Alexander (eds.): Wasserzeichen –
Schreiber – Provenienzen. Neue Methoden der Erforschung und
Erschließung von Kulturgut im digitalen Zeitalter: Zwischen
wissenschaftlicher Spezialdisziplin und 'Catalog Enrichment' (= Zeitschrift
für Bibliothekswesen und Bibliographie Sonderband 118). Frankfurt am Main:
Vittorio Klostermann 243-254
Blanken, Christine (2002): Göttinger Bach-Katalog
http://www.bach.gwdg.de/
Blanken, Christine (2016): "Die
Komponisten-Datenbank 'Bach digital'. Erfahrungen und Perspektiven abseits
einer Präsentation von Digitalisaten", in: Eckhardt, Wolfgang / Neumann,
Julia / Schwinger, Tobias / Staub, Alexander (eds.): Wasserzeichen – Schreiber – Provenienzen. Neue Methoden der
Erforschung und Erschließung von Kulturgut im digitalen Zeitalter: Zwischen
wissenschaftlicher Spezialdisziplin und 'Catalog Enrichment' (= Zeitschrift
für Bibliothekswesen und Bibliographie Sonderband 118). Frankfurt am Main:
Vittorio Klostermann 135-148.
Blanken, Christine / Rettinghaus, Klaus /
Hausmann, Christiane / Kupferschmidt, Jens / Freitag, Stefan
(2015): Bach digital. Dokumentation: Umsetzung des
Projektes auf Basis der Content Management Anwendung des
MyCoRe-Arbeitskreises. http://www.bach-digital.de/docs/BachDigital_Doku.pdf?XSL.lastPage.SESSION=/docs/BachDigital_Doku.pdf.
Eckhardt, Wolfgang (2016): "Digitale
Dokumentation von Wasserzeichen in Musikhandschriften im Rahmen des Projekts
KoFIM", in: Eckhardt, Wolfgang / Neumann, Julia / Schwinger, Tobias / Staub,
Alexander (eds.): Wasserzeichen – Schreiber –
Provenienzen. Neue Methoden der Erforschung und Erschließung von
Kulturgut im digitalen Zeitalter: Zwischen wissenschaftlicher
Spezialdisziplin und 'Catalog Enrichment' (= Zeitschrift für
Bibliothekswesen und Bibliographie Sonderband 118). Frankfurt am Main:
Vittorio Klostermann 167-196
Mühlberger, Günter (o. J.): Die
automatisierte Volltexterkennung historischer Handschriften als gemeinsame
Aufgabe von Archiven, Geistes- und Computerwissenschaftlern. Das Modell
einer zentralen Transkriptionsplattform als virtuelle Forschungsumgebung
https://www.academia.edu/7451967/Die_automatisierte_Volltexterkennung _historischer_Handschriften_als_gemeinsame _Aufgabe_ von_Archiven_Geistes-_und _Computerwissenschaftlern._Das_Modell_einer _zentralen_Transkriptionsplattform_als_ virtuelle_ Forschungsumgebung
Rettinghaus, Klaus (2014): "Bringing
together Bach and MEI – Future prospects for Bach digital", Vortrag bei der
“Music Encoding Conference” 2014, Charlottesville, Virginia / USA:
University og Virginia.
Stadler, Peter (2016): "Zum Einsatz von
Normdaten bei der Carl-Maria-von-Weber-Gesamtausgabe", in: Eckhardt,
Wolfgang / Neumann, Julia / Schwinger, Tobias / Staub, Alexander (eds.): Wasserzeichen – Schreiber – Provenienzen. Neue
Methoden der Erforschung und Erschließung von Kulturgut im digitalen
Zeitalter: Zwischen wissenschaftlicher Spezialdisziplin und 'Catalog
Enrichment' (= Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie Sonderband
118). Frankfurt am Main: Vittorio Klostermann 19-26.
Transkribus. Universität Innsbruck https://transkribus.eu/.
Wenger, Emanuel (2016): "Metasuche in
Wasserzeichendatenbanken (Bernstein-Projekt): Herausforderungen für die
Zusammenführung heterogener Wasserzeichen-Metadaten", in: Eckhardt, Wolfgang
/ Neumann, Julia / Schwinger, Tobias / Staub, Alexander (eds.): Wasserzeichen – Schreiber – Provenienzen. Neue
Methoden der Erforschung und Erschließung von Kulturgut im digitalen
Zeitalter: Zwischen wissenschaftlicher Spezialdisziplin und 'Catalog
Enrichment' (= Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie Sonderband
118). Frankfurt am Main: Vittorio Klostermann 289-295
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In review
Hosted at Universität Leipzig (Leipzig University)
Leipzig, Germany
March 7, 2016 - March 11, 2016
160 works by 433 authors indexed
Conference website: http://dhd2016.de/
Contributors: Patrick Helling, Harald Lordick, R. Borges, & Scott Weingart.
Series: DHd (3)
Organizers: DHd